Beschreibung:
Der Tier-
und Landschaftsmaler Albert Heinrich Brendel wurde 1827 in
Berlin geboren. Nach einer Ausbildung an der Berliner
Kunstakademie schuf er neben Ölgemälden auch Aquarelle und
beschäftigte sich mit der Gestaltung von plakativen Graphiken.
Von 1854 bis 1870 lebte der Maler im Dorf Barbizon am Wald von
Fontainebleau. Er hatte, wie auch andere Künstler dieses
Kreises, den malerischen Reiz bisher unbeachteter Motive
entdeckt. Seine Werke wurden vom Gremium des jährlichen Salons
nicht nur für die Ausstellung akzeptiert, sondern überdies
dreimal mit Gold ausgezeichnet. Seit 1869 war Brendel ein
Mitglied der Berliner Kunstakademie, 1875 übernahm er eine
Professur an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, wo er
ab 1881 für drei Jahre zum Direktor derselben Institution
ernannt wurde. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts vom
Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach als
Ausbildungsstätte etabliert, grenzte sich diese Einrichtung
deutlich von den bestehenden Schulen ab, es sollten vor allem
die konservativen Techniken der Düsseldorfer und Münchener
Akademien überwunden werden. Der Lehrbetrieb an der Weimarer
Kunstschule sollte auf dem Prinzip der freien und
selbstständigen Ausbildung der Schüler durch einzelne Meister
basieren, dabei waren das ununterbrochene Studium der Natur, die
freie geistige Entwicklung der Schüler und deren individuelle
Selbstständigkeit von großer Bedeutung.
Als dies geschah Kraft der Anregungen, die von der französischen
Freilichtmalerei ausgingen. Brendel trug in diesem Zusammenhang
durch seine eigenen Errungenschaften in Barbizon wesentlich zur
Loslösung von den klassischen-idealen Landschaften bei, um
diesen den intimen, emotional empfundenen Naturausschnitt
entgegenzustellen. 1896, ein Jahr nach seinem Tod in Weimar
wurde ihm in der Nationalgalerie in Berlin eine
Gedächtnisausstellung gewidmet. Seine stilvollen Gemälde
bereichern heute mehrere deutsche und französische Museen.
Dieses kleine Format ist ganz im Sinne des „paysage intime“
gehalten. Ein Esel in der Mittagssonne fühlt das Bildzentrum
aus. In den Randpartien zeugt die Vegetation von Brendels
Zuwendung zu den niederländischen Meistern des 17. Jahrhunderts.
Die Konturen des Tieres stehen leicht verwischt über einer
festen, einprägsamen Komposition, die Lichtreflexe werden mit
zarten Farben eingefangen. Die von Gelbgrün bis Dunkelbraun
reichende Farbpalette wird zwischendurch von den Lichthöhungen
unterbrochen, ohne diese grell wirken zu lassen. Der Wunsch, die
Natur unmittelbar zu erleben, ihrem wahren Charakter
nachzuspüren sowie das Licht des flüchtigen Augenblicks
einzufangen, ließen dieses anmutige Gemälde entstehen.
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