Mädchenkopf von Stiffel
XL-Ansicht

Titel: "Mädchenkopf"
Stiffel, A.
(1882-1950)

Entstehungszeit:
um 1944
Technik:

Öl auf
Leinwand
Maße: 40 x 30 cm


Preis: 1200 EUR

 

 

Beschreibung:
Dieses vermutlich als Auftragsarbeit aus reichem Hause entstandene Gemälde des Porträtmalers A. Stiffel gewährt nicht nur einen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen der frühen vierziger Jahre in Deutschland, sondern gibt wahrheitsgetreu das Schönheitsideal wieder, gemäß dem die damals heranwachsende Generation gerne in Szene gesetzt wurde.

Das einfühlsam gemalte Kinderporträt zeigt ein kleines Mädchen, das sich von links in den Bildausschnitt hineinlehnt, so dass ihr Oberkörper etwas oberhalb der Taille vom Bildrand angeschnitten wird. Die Wiedergabe der fein beobachteten Haltung des Kindes strahlt große Unmittelbarkeit aus. Das Mädchen blickt aufmerksam aus dem Bild heraus, die Haltung seiner Hände lässt artiges und geduldiges Abwarten erkennen und der leicht vorgeneigte Oberkörper verrät eine gewisse Anspannung. Das alles führt auf die Darstellung des Kopfes hin, der ganz frontal wiedergegeben wird. Er ist leicht geneigt, die großen, blauen Augen blicken vertrauensvoll den Betrachter an, die leicht geöffneten Lippen formen ein zaghaftes Lächeln. Das blonde Haar umspielt in weichen Wellen die hohe Stirn und fällt in dicken Schillerlocken auf die Schultern hinab. Die weichen Rundungen der Wangen und des Kinns, das vollendete Schattenspiel auf dem Gesicht und weitere meisterhaft ausgeführte Details wie die matt glänzenden Fingernägel sowie die feine Linienführung der Arme belegen die Beherrschung der menschlichen Anatomie und das Talent zur klaren und sauberen Zeichnung die Stiffel hier so manifest zum Ausdruck bringt. Das weiße, oberhalb der Taille in zarten Pastelltönen gemusterte Kleid mit seinen Puffärmelchen unterstreicht die sorglose, fröhliche Stimmung des Bildes. Die kindliche Anmut und Lebhaftigkeit der Darstellung, die dieses Bild kennzeichnen, wird durch die Farbwahl unterstrichen. Mit hellen, klaren Farben wie z. B. Eisblau und Honigbraun, baut der Maler sein Bild auf. Es herrscht eine gleichmäßige gedämpfte Helligkeit, in der das Gesicht des Mädchens in seinem Inkarnat, das die Intensität seines Blickes noch verstärkt, warm leuchtet. Der helle, ins sanfte Licht getauchte Hintergrund nimmt dieses Farbspiel wieder auf, um nach einer hellbraunen Mitte mit einem Schatten von Blau am oberen Bildrand auf die helle Fläche unten, die dem Mädchen als Stütze dient, zurückzukommen.

Diese Darstellung verrät neben biographischen Zügen einer uns unbekannten kleinen „Schönheit“ ebenso die jahrhundertealte Tradition, an die der Maler hier anknüpft. Die Darstellung von Kindern erfreute sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ungeheurer Beliebtheit. Dieser Kinderkult basierte in seinen Anfängen auf dem Gedankengut von Rousseau, der mehr Interesse gegenüber Kindern, der Kindererziehung und den Besonderheiten des Kinderalters und -psyche forderte. So reiht sich auch dieses Gemälde in die vielen unmittelbaren und liebevollen Schilderungen rührselig schöner Gesichter ein, die Zeugnis von einer fröhlichen Kindheit ablegen.

Druckversion 6

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