
XL-Ansicht
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Titel:
"Selbstbildnis"
Defregger, Franz von (Attrib.) (1835-1921)
unsigniert aber typisch
Entstehungszeit:
um
1890-95
Technik:
Öl auf Leinwand
Maße:
20 x 25
cm
Preis: 2.000 EUR
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Beschreibung:
Der Name Franz von Defregger steht für die meisterhafte
Darstellung der alpenländischen Landschaft und des bäuerlichen
Lebens. Mit seinen Werken gelang es dem Künstler, das Leben und
Denken des schlichten, bäuerlichen Menschen zu einem Kunstwerk
zu stilisieren und auf diese Weise dem städtischen Menschen
verständlich zu machen. Sein unerschöpfliches Gesamtwerk
beinhaltet zum größten Teil Genrethemen wie Bauernstuben,
Wilderer und Kinder sowie diverse Porträts, zum Durchbruch als
Maler verhalf ihm aber die Historienmalerei, als er 1872 das
Monumentalwerk „Das letzte Aufgebot“ schuf, das die Tiroler
Unabhängigkeitskriege von 1809 verherrlicht. Dieses und andere
Werke, auf der Wiener Weltausstellung 1873 gezeigt, verschafften
ihm nicht nur den Ruf eines der bekanntesten Münchener Maler der
Zeit, sondern ließen ihn auch zu einem der Gründerväter der
Münchener Historienmalerei werden.
Der Tiroler Bauersohn aus Ederhof bei Stronach hatte zunächst
vor, nach Amerika auszuwandern, blieb aber in Österreich und
ging 1860 nach Innsbruck, um bei Stolz an der örtlichen
Gewerbeschule eine Holzschnitzerlehre zu absolvieren. 1861
bestand er die Aufnahmeprüfung an der Münchener Kunstakademie,
dort studierte er in der Malerklasse von Hermann Anschütz. Die
Jahre 1863 und 1864 verbrachte er in Paris, wo er sich mit dem
Inhalt diverser Museen, Kunstsammlungen und Ateliers
auseinandersetzte. Dieser Aufenthalt beeinflusste jedoch nicht
seinen Malstil, nach seiner Rückkehr trat er 1867 in das Atelier
des Historienmalers Karl Theodor von Piloty in München ein, wo
er bis 1870 neben Hans Makart und Gabriel Max arbeitete. Dabei
trug Defregger wesentlich dazu bei, Pilotys realistischen Stil
in einen genrehafteren umzuwandeln, er lenkte dabei sein
Augenmerk verstärkt auf die Tiroler Geschichte. 1878 erhielt er
eine Professur für Historienmalerei in der Komponierklasse der
Münchener Kunstakademie, die er bis 1910 ausübte. In dieser Zeit
bekamen seine Werke immer mehr volkstümlich-narrative Züge. 1883
wurde der Maler in den Adelsstand erhoben, es folgten zahlreiche
Preise und Auszeichnungen, die 1906 in einer
Jahrhundertausstellung in Berlin kulminierten. Zu seinen
Schülern gehörten Hugo Engel und Michael Zeno Diemer.
Dieses Porträt zeigt den Künstler in einer Tiroler Bauerntracht.
Das ohne seinen Vollbart beinahe jugendlich wirkende Gesicht
strahlt warm aus dem Gesamtgefüge heraus. Die für den Maler
charakteristische Chiaroscuro-Malweise entfaltet ihren Zauber
auch in diesem Gemälde; der diffus braune Hintergrund, der
sogleich auch den Oberkörper des Porträtierten anschneidet und
entmaterialisiert, weicht nach und nach dem verwischten Grau und
Grün der Tracht, bis schließlich das warm leuchtende Zentrum des
Porträts - Defreggers Gesicht - im sanften Inkarnat die
Bildmitte erhellt. Die Gesichtszüge des Künstlers sind
entspannt, mit gütigen Augen blickt er den Betrachter
gedankenverloren an. Der breite, vereinheitlichende Pinselstrich
und die gezielte Lichtführung modellieren Stirn, Schläfen, Nase
und Kinn plastisch und heben sie gegenüber dem im Schatten
liegenden, krausen Haar hervor. Durch den knappen, nahen
Bildausschnitt sowie die dramatische Einsetzung des Lichtes, das
Defregger so oft zur physiognomischen und psychologischen
Charakterisierung seiner Modelle verwendet, wird die Wirkung der
Gesichtszüge aufs äußerste gesteigert. Trotz der oben erwähnten
Vereinheitlichung der Formen durch die verwendete Pinselführung
erscheinen die verschatteten Partien dennoch von einer
unglaublich subtil abgestuften, nuancenreichen braunen Tonigkeit
erfüllt.
Die Schlichtheit dieser Darstellung sowie die Wahl einer
einfachen Tiroler Bauerntracht rücken einem noch einmal
verstärkt Defreggers Nähe zu seiner Heimat und die von ihm
gelebte Liebe zum Volk und seinen Traditionen ins Bewusstsein.
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